Unser diesjähriger Saisonstart fand traditionell im Gunzesrieder Tal auf der Selbstvorsorgerhütte „Altes Höfle“ im Allgäu bei Blaichach statt. Der Wetterbericht war mehr als gut, der Lawinenlagebericht verhieß eine Stufe 1-2, was sollte da einem Skitourenwochenende bei Kaiserwetter im Wege stehen?
Zweifel muss es wohl bei vielen Interessenten gegeben haben, es gab drei Anmeldungen. So wurde es dann eine Familienausfahrt der Tourenführer und es bleib Zeit zum inhaltlichen Austausch über die aktuelle Lawinenausbildung und zur Vertiefung des „Gespürs für den Schnee“. Ja, es war schon ziemlich ernüchternd, als wir am Freitag auf der grünen Wiese zur Hütte liefen. Fahren wir bei so wenig Schnee und quasi keinen Teilnehmern? Es geht immer was, das hatte es noch am Telefon ermunternd geheißen und so standen wir nun im Gunzesrieder Tal.
Erste Sonnenstrahlen stiegen dann am Samstag über dem Nebel auf und tatsächlich, da war ein nicht gerade kleines verheißungsvolles weißes Band zu erkennen. Geht es denn wirklich? Nach ausgiebigem Frühstück und intensivem Austausch über die vielen gemachten Touren der vergangenen Jahre bei zum Teil widrigen Verhältnissen entschlossen wir uns zu einer ausgiebigen Wanderung. Den Tag bei tiefblauem Himmel an uns verstreichen zu lassen kam nicht in den Sinn.
Führte uns der Weg an der Säge vorbei ins Tal hinein kamen die ersten Gedanken auf; „hätten wir doch die Ski dabei, da geht doch recht viel; man muss nur etwas zum Schnee hin, das machen wir morgen“. Gesagt, getan, wir genossen den Rest der Tageswanderung im Schatten uralter Bergahornbäume und mit herrlichem Ausblick auf die Allgäuer Alpen.
Am Sonntag dann galt es dann die verheißungsvollen weißen Hänge zu erkunden. Ein kurzweiliger Zustieg mit den Ski auf den Rucksäcken führte uns zum Tourenstart. „Ja tatsächlich, das hätt‘ ich nie gedacht, nie glauben können, dass da was geht“ hieß es immer wieder. Wir hatten ein menschenleeres Gunzesrieder Tal ohne Tourengeher und Schneeschuhtouristen bei bestem Allgäufirn vorgefunden. Der Weg schlängelte sich hinauf zur Buraalpe und dann über zunehmend baumlose Hänge bei bestem Frühjahrswetter zum Buralpkopf. Der Schnee war phantastisch. Der Regen der vergangenen Tage, die Sonne vom Samstag und die kalte sternklare Nacht hatten den Tag, so wie erwartet, perfekt vorbereitet, „Firn vom Feinsten war motivierend versprochen worden und es passte“, gerade so weich, dass man die Harscheisen im Aufstieg nicht brauchte und eine phantastische Abfahrt zu erwarten war.
Die Aussicht auf das grüne Allgäu, die Nebelhornkette in der
warmen Sonne des Tages, einfach grandios. Wir genossen die Gipfelrast, ein einziger Skitourengeher kam vom Hochgrat hinüber. Menschenleer am Buralpkopf bei so einem Wetter, „gar nicht so schlecht, dass keiner mehr Ski tragen kann und möchte" dachten wir.
Der Blick fiel auf die Hänge des Buralpkopfes jenseits der Aufstiegsspur, die eine phantastische Abfahrt vermuten ließ. Die kommenden Schwünge, unbeschreiblich. Erfüllt von so viel Glück war dann auch der Rückweg durch 100hm uralte Ahornbestände in den Talgrund ein Genuss und talaus ging es im Skating über das Band der geschlossenen Loipe zur verdienten Einkehr.
Ein gelungenes Wochenende, nette Gespräche am Abend mit Tübinger Alpenvereinskameraden und zwei Tage bei „irrem Wetter“. War es im letzten Jahr der Traumpulverhang unter dem Ochsenkopf zum Schwabenhaus hinunter, so war es in diesem Jahr der Allgäufirn. Im Gunzesrieder Tal geht immer was, man muss sich nur auf die Verhältnisse einlassen. Im nächsten Jahr gehen dann auch vielleicht einmal die „Schneezweifler“ mit auf Tour.
Text und Fotos: Uwe Weber und Ernst Steffen